Es heißt ja in Kreisen von Bücherwürmern und Autoren, dass der erste Satz eines Buches ultra-wichtig ist. Er entscheidet über Kauf, Weiterlesen und letztlich den Erfolg des Buches. Taugt der erste Satz nicht, kann es sich der Autor demnach besser gleich schenken, den Rest seiner Geschichte zu erzählen. Aber ist das wirklich so? Wenn ja, dann gehe ich in meinen Lichtstürmen zumindest mal ein ziemliches Wagnis ein. Meine ersten Sätze sind nämlich durchgängig ziemlich kurz. Beispiel aus dem vierten Teil: "'Deplatziert' war das Wort, das ihm dazu einfiel." Im ersten Teil ist es sogar nur: "Kellen konnte die Bedrohung spüren." Im zweiten: "Sardrowain wollte es nicht glauben." Nur im dritten Lichtsturm war ich immerhin ein kleines bisschen ausführlicher: "Eine Lanze aus Feuer schneidet durch die himmelhohen Türme." Die Frage, die ich mir da stelle, ist: Liege ich damit so völlig daneben?
Eigentlich nicht
Je mehr ich darüber nachdenke, komme ich für mich selbstbewusst zu dem Schluss: Nö,eigentlich nicht, denn ...
- finde ich kurze Sätze immer gut.
- muss zwar der Einstieg/erste Absatz spannend sein - da stimme ich absolut zu - , nicht unbedingt aber nur der erste Satz.
- gibt es Beispiele für vielleicht nicht so superspannende erste Sätze in sehr erfolgreichen Büchern.
Grundsätzlich bin ich natürlich schon der Meinung, dass ein fader Einstieg nicht unbedingt darauf hindeutet, dass da ein spannendes Buch vor mir liegt. Wenn ich schon ganz am Anfang nicht gepackt werde, dann sieht das weitere Lesen schnell nach Arbeit aus. In bunten Zeiten schneller Informationen und eines schier ausufernden Unterhaltungsangebots verspielen solche Werke ihre Chancen. Auf Amazon und Co. zählt die Leseprobe viel und entscheidet, ob es sich lohnt, in das Buch Geld zu investieren oder nicht. Also: Der Einstieg muss spannend sein. Einverstanden.
Potter und Hobbit
Dass das aber nicht nur am allerersten Satz hängt, zeigen ein paar prominente Beispiele: Harry Potter und der Stein der Weisen fängt an mit "Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein."
So weit, so unspektakulär. Dann aber ist zu lesen, dass niemand auf die Idee kommen würde, die beiden könnten sich in eine so merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken. Aha. Schon viel besser.
Ein noch besseres Beispiel: "In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit." Klingt ebenfalls erstmal banal. Dann aber macht es Tolkien spannend, indem er beschreibt, dass es ganz und gar keine schmutzige und schlammige Höhle ist, wie man sie sich vielleicht im ersten Moment vorgestellt hat, sondern etwas viel Gemütlicheres. Und schon will ich mehr über den "kleinen Hobbit" wissen.
In bester Gesellschaft
Natürlich will ich mich hier bloß nicht mit Tolkien und Rowlings auf eine Ebene hieven. Ich stelle nur fest: Ja, der Einstieg ist verdammt wichtig, um Lust auf's Weiterlesen zu machen, allerdings darf er sich zwei, drei oder auch vier Sätze dafür Zeit nehmen, finde ich. Mit meiner Variante befinde ich mich jedenfalls in allerbester Gesellschaft.
Im ersten Lichtsturm etwa muss man schon ein Stückchen weiterlesen, um zu erfahren, wer Kellen ist, wo er sich befindet und warum er sich bedroht fühlt. Ob das so funktioniert, müssen am Ende aber schon die Leserinnen und Leser selbst entscheiden.
PS: Wer sich die Fotos aus meinene Lichtstürmen hier genauer ansieht, stellt fest, dass es auch schon Text vor dem ersten Satz gibt. Das liegt daran, dass ich den Teilen II bis IV jeweils ein "Bisher bei Lichtsturm" vorangestellt habe - für den besseren Überblick.
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