Selbstgespräch:
Keine Ähnlichkeiten mit lebenden Personen also?! Mark, ist das wirklich der Grund,
warum du Fantasy-Romane schreibst?
Naja, vielleicht nicht der Hauptgrund. Ich hab mir schon als Kind gerne schräge
Geschichten ausgedacht. In der Schule hatte ich mit Fantasieerzählungen die besten Aufsatznoten. So gesehen hat das Genre eher mich gefunden als umgekehrt. Das Tolle an Fantasy ist ja, dass man damit in Gebiete vorstoßen kann, die so weit weg vom
Alltag sind, wie es nur irgendwie geht. Der Ich-klink-mich-dann-mal-aus-Effekt ist in keinem anderen Genre größer. Als Fantasy-Leser kann ich in wunderbare Welten fliehen,
die nach irrwitzigen Regeln funktionieren. Mit Krimis geht das nicht ganz so gut.
Oha. Das klingt so, als würde es in deinen Werken von zaubernden Derwischen,
verwunschenen Schlössern und wütenden Orks nur so wimmeln.
Keine Drachen? Keine Zauberlehrlinge?
Nein. Es geht um die Alben, ein uraltes Volk, das eng verbunden ist mit der Kraft des Lichts und
zu erstaunlichen Dingen fähig ist. Und dieses Volk steuert auf eine Katastrophe zu. Dabei ist es so verzweifelt, dass es einen Zauber wirkt, der erst nach Jahrhunderten Wirkung zeigt -
leider aber nicht ganz die, die gewünscht war. Es geht eigentlich also um etwas sehr Menschliches, nämlich den Kampf ums Überleben. Und auch wenn die Alben mehr können als
der Durchschnitts-Bürger, sind sie weder allmächtig noch unverwundbar und schon gar nicht unfehlbar.
Alles passiert nach Regeln, die nicht einfach durch einen zaubernden Kobold, der
zufällig um die Ecke kommt, gebeugt werden können. Ich habe versucht, meine Geschichte glaubwürdig zu erzählen. Ich glaube, das geht nur, wenn man nicht bei jeder
Gelegenheit gleich aus der kompletten Palette an Gimmicks schöpft, die das Genre zu bieten hat. Weniger ist eben manchmal mehr. Ich habe aber prinzipiell nichts
gegen Drachen und Zauberlehrlinge.
"Lichtsturm - Die weiße Festung" , also der erste Teil, spielt in zwei Epochen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: der Antike und der Gegenwart. Erst am
Schluss wird klar, wie die beiden parallel laufenden Erzählstränge zusammenpassen. War es schwierig, beim Schreiben den Überblick zu behalten?
Ja, definitiv. Es ist zwar nicht so, dass am Ende alle tot sind und es deshalb nicht mehr
weitergehen kann. Aber jede Geschichte ist irgendwann einfach fertig. Punkt. So ist das auch mit dem Lichtsturm. Das sage ich allerdings mit einer gehörigen Träne im Knopfloch, weil mir die
Figuren über die Jahre doch schon sehr ans Herz gewachsen sind. Vielleicht wird es deshalb den einen oder anderen Ableger geben. Mal sehen. Oder etwas völlig anderes.
Als seriöser Journalist solltest du dich idealerweise an die Wahrheit halten, als
Fantasy-Autor lügst du, dass sich die Balken biegen. Wie passt das zusammen?
Gar nicht. Aber das macht ja nichts, solange ich es
schaffe, beides auseinanderzuhalten. Das Fantasieren ist für mich eine Art Ausgleichssport. Und zwar ein sehr schöner.
Ist Mark Lanvall dein richtiger Name?
Ach was. Er ist ein Pseudonym, eine Marke, die ganz gut ins Genre passt, finde ich. Es ist nicht
so, dass ich mich dahinter verstecke. Aber Mark Lanvall hilft mir, einen klar abgesteckten Bereich zu schaffen, in dem es nur, aber auch nur um meine Fantasy-Geschichten geht. Das
hat zum Beispiel den Vorteil, dass man auf meiner Seite bei Facebook von Urlaubs-Fotos und
Witz-Videos verschont bleibt. Die Facebook-Freunde meines echten Ichs haben dieses Glück nicht. Außerdem: Sollte mein Autoren-Alter Ego doch eines Tages berühmt werden wie Hölle,
dann kann ich mich bei uns in der Straße immer noch frei bewegen, ohne von Fans bestürmt zu werden (lacht).
Wie weit bist du denn schon mit Deiner Karriere?
Schreiben ist zwar nichts wirklich Neues für mich, aber einen Roman hatte ich vor "Lichtsturm - Die weiße Festung" noch nicht veröffentlich - schon gar nicht als Ebook. Das ist ein spannendes Feld.
Die "Lichtstürme" sind aber immerhin schon von mehreren tausend Lesern heruntergeladen oder als Taschenbuch gekauft worden und haben
einige tolle Kritiken bekommen. Im März 2016 hat es der erste Teil außerdem auf die Shortlist (Top 5) des "Indie Autor
Preises" geschafft, der unter anderem von der Leipziger Buchmesse und neobooks vergeben wird. Das hat mich schon ziemlich stolz gemacht.
Was ist für dich Erfolg? Ruhm und Reichtum?
Na, das wäre doch was. Aber ernsthaft: Ich wäre ganz schön vermessen, wenn ich glauben würde, dass
"Lichtsturm" über Nacht die Hitlisten stürmt und ich mich dann in der Karibik zur Ruhe setzen kann. Dazu gibt es zu viele gute Autoren,
die auf den Markt drängen. Und reich werden davon die wenigsten. Macht aber nichts. Erfolg ist, wenn ich Leser finde, die mit "Lichtsturm" ein paar spannende Stunden haben und mir auch nach der letzten Seite noch gewogen sind. Das habe ich, glaube ich, bereits geschafft. Alles andere
fällt in den Bereich der Träumereien.
Eine wichtige Frage hab ich noch: Warum führst du dieses Interview eigentlich mit
dir selbst?
Weil ich nur so sicher gehen kann, dass die richtigen Fragen gestellt werden (lacht). Nein, Quatsch. Es
schien mir einfach ein passendes Gefäß zu sein, um ein bisschen was über mich zu erzählen. Aber es gibt ja auch schon ein paar "unabhängige" Interviews mit mir. Außerdem mache ich allen, die das hier lesen, einen Vorschlag: Falls es tatsächlich noch Fragen an mich gibt:
Immer her damit! Ich antworte gerne.