Ein Lichtsturm-Meister in Fernost!?

Mit einer Sache hätte ich ja im Thailand-Urlaub nicht gerechnet: Nämlich, dass mich der Lichtsturm auch bis in den fernen Osten verfolgt. Erstaunlich, aber wahr. Mit etwas Fantasie (unterstellt man mir gelegentlich) finden sich dort ein paar alte Bekannte aus dem Lichtsturm-Freundeskreis. Ok, sie sehen ein bisschen asiatischer aus als in den Büchern, aber - hej - wenn das hier links im Bild nicht Geysbin, der ehrwürdige Großmeister des Lichts, ist! Da ist ein Bart, das reich geschmückte Gewand und der Stab mit so etwas wie einer Kelchblüte an der Spitze. Und er sieht sowohl weise als auch ein bisschen verschmitzt aus. Moment! Wer war doch rasch nochmal Geysbin? Kein Problem. Da kann ich helfen.

„Die Wahrheit ist nicht der Fels, der im Strom des Flusses liegt, sondern das Wasser, das ihn umspült.“ Mit solchen Weisheiten, für die ihn wohl jedes Poesiealbum beneidet, glänzt der alte Albenmeister gerne und erfüllt damit ganz klar das Klischee des klugen und erhabenen Zauberers, der irgendwie alles besser weiß. Natalie beschreibt ihn einer Neu-Albin im vierten Lichtsturm so:„Er heißt Geysbin. Weißes Haar. Sehr schlaue, verschwurbelte Sprüche. Der Merlin-Typ. Du wirst ihn mögen.“

 

Also nicht allmächtig

Ok, ein wenig respektlos vielleicht, aber Natalie kennt ihn auch schon eine Weile ziemlich gut. Sie hat ihn gefunden, als er nach einem wenig geglückten Zauber plötzlich in der Gegenwart aufgewacht ist - ohne Gedächtnis und ohne die übermenschlichen Fähigkeiten, die ein albischer Großmeister normalerweise hat. "Versteh mich nicht falsch, Großmeister Geysbin! Ich trau dir sehr viel zu. Aber allmächtig bist du nicht. Sonst hätten wir hier ein paar Probleme weniger", erkennt auch die Neu-Albin recht schnell.

Und tatsächlich hat Geysbin in seinem mehrere Jahrtausende umfassenden Leben viel falsch gemacht - Dinge, die er zutiefst bereut und die ihn immer wieder mal einholen. "Die Grenze zwischen der Macht des Lichts und den Kräften der Finsternis liegt im Nebel. Sie sollte nicht gefunden werden. Sie sollte erst gar nicht gesucht werden. Ich weiß das, weil ich alle Fehler bereits gemacht habe, die ein Elvan jal’Iniai nur machen kann", sagt er selbst. 'Elvan jal’Iniai' ist übrigens das albische Wort für die Alben.

 

Und doch: Dass Geysbin blitzgescheit ist, ein liebender Vater und ein charismatischer Anführer, stellt er immer wieder unter Beweis. Und so ist auch der antike Keltenhäuptling Kellen in Lichtsturm I bei der ersten Begegnung mit Geysbin und zwei anderen Meistern ordentlich beeindruckt: "Sie waren gekleidet wie Druiden - nein, wie Druidenfürsten. Denn ihre weiten Gewänder, die bis zum Boden hinabreichten, waren mit Silberfäden und erbsengroßen dunkelroten Edelsteinen bestickt. An den Händen trugen sie kostbare Ringe in vielen Farben. Und jeder von ihnen hielt einen langen weißen Stab, der an der Spitze die Form einer zur Seite geneigten Kelchblüte hatte. Darin eingefasst war wieder ein dunkelroter Stein.

 

Schlohweise Haare

Der Albe in der Mitte musste der Anführer sein. Kellen war sich da sicher, nicht nur, weil er als Einziger ein graues Gewand statt einem weißen trug. Er stand zudem ein paar Schritte vor den anderen. Der bemerkenswerteste Unterschied aber waren seine schlohweißen Haare. Lang und glatt waren sie und streng hinter die spitzen Ohren gekämmt. Er war der erste ältere Albe, den Kellen bisher auf Galandwyn gesehen hatte." Der Häuptling ist beeindruckt, obwohl er Geysbin in diesem Moment von der Mauer einer weißen Alpenfestung nur aus der Ferne sehen kann.

Der Keltenfürst Morcant, zu dessen Gefolge Kellen gehört, kommt ihm da kurze Zeit danach deutlich näher: "Stahlblaue, freundliche Augen blickten ihn an und fraßen den Trübsinn in seinem Herzen augenblicklich auf. Wie Brillanten funkelten sie und straften die von Falten zerfurchte Haut und die weißen Haare, die sie umgaben, Lügen. Der Großmeister des Lichts war alt. So unglaublich alt, dass selbst die Macht des Lichts nicht mehr in der Lage war, ihm einen jungen Körper zu erhalten. Aber alt sein - so viel wusste Morcant - bedeutet bei den Alben nicht, schwach zu sein."

 

Ein allemal bemerkenswerter Kerl, dieser Geysbin. Muss er ja sein, wenn er es sogar bis Thailand geschafft hat. Da übrigens haben mystische Wesen mit spitzen Ohren ebenso Tradition wie in Europa, was die in Tempelanlagen in Bangkok geschossenen Fotos beweisen. Warum auch nicht? Natalie, die übrigens Historikerin ist, weist in Lichtsturm mehr als einmal darauf hin, dass Alben, Elben oder Elfen in der Mythologie überraschend vieler Kulturen einen festen Platz haben. Und schließlich kommen die Alben in meinen Fantasythrillern ganz schön herum. Asien ist zwar nicht dabei. Aber vielleicht ist das ja eine Geschichte, die ein andermal erzählt werden will.

 

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